Matheblick: Karl-Friedrich-Gauß-Straße

Wer war Carl Friedrich Gauss?

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Die Karl-Friedrich-Gauß-Straße in Klagenfurt verbindet die Durchlaßstraße (von der auch Ingeborg Bachmann erzählt) mit der Finkstraße.
Die unscheinbare Straße wurde durch einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 1960 nach dem "Fürsten der Mathematiker" benannt: Carl Friedrich Gauß.

Gauß wurde 1777 in Braunschweig geboren und stammt aus einfachen Verhältnissen. Der Vater - Gebhard Dietrich Gauß - verdiente sein Geld als Gärtner, Maler, Schlächter und Maurer, später führte er auch die Kasse eines Beerdigungsvereins; die Mutter - Dorothea Benze - war die zweite Frau des Vaters und arbeitete bis zu ihrer Heirat als Magd.

Gauß erzählte später von sich selbst, er habe das Rechnen vor dem Reden gelernt. Berühmt ist jedenfalls die Anekdote aus dem 3. Jahr seiner Volksschulzeit: Der Lehrer J. G. Büttner stellte die Aufgabe, alle Zahlen von 1 bis 100 zu addieren - vielleicht hoffte er auf einige Minuten Ruhe. Bereits nach kurzer Zeit legte jedoch Gauß seine Schiefertafel mit der richtigen Lösung auf den Tisch des Lehrers.
"Ligget se!" - Da liegt sie, verkündete er. Seine Idee war es, die Zahlen nicht der Reihe nach zu addieren, sondern immer die erste zur letzten:
1 + 100 = 101, 2 + 99 = 101, 3 + 98 = 101 usw.
Insgesamt gibt es 50 Zahlenpaare mit der Summe 101, die gesuchte Lösung ist also 50*101 = 5050.
Diese Methode funktioniert natürlich bei allen Teilsummen arithmetischer Folgen.

Einige Jahre später wurde Gauß dem Herzog von Braunschweig vorgestellt, der ihm sein Studium in Braunschweig und Göttingen und schließlich auch seine Forschungstätigkeit finanzierte - bis zu seinem Tod 1806 aufgrund einer Verwundung in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt gegen die Truppen Napoleons. Zu dieser Zeit war aber Gauß schon berühmt genug, dass der französische General Pernety den Auftrag erhielt, bei der Besetzung Braunschweigs auf Gauß' Wohlergehen besonders zu achten - ein "Fall Archimedes" sollte sich nicht wiederholen. Gauß verdankte diese Sonderbehandlung nicht zuletzt der Fürsprache seines französischen "Kollegen" Monsieur Le Blanc, mit dem er in Briefwechsel stand - ein Pseudonym allerdings, hinter dem sich die Mathematikerin Sophie Germain verbarg, die es lange nicht wagte, ihren wirklichen Namen zu benutzen oder gar mit Mademoiselle zu unterschreiben. Gauß konnte inzwischen auch leicht sein eigenes Geld verdienen, und zwar als Professor an der Georgia Augusta Universität Göttingen sowie Direktor der Universitäts-Sternwarte.
Da er Politik höchstens als unliebsame Störung seiner Arbeit sah und sich sonst nicht dafür interessierte, behielt er diese Stellung auch nach der Aufhebung der Verfassung durch den König von Hannover - im Gegensatz zu den Gebrüdern Grimm und anderen, die offenbar nicht nur Märchen erzählten, sondern auch - erfolglos - gegen den Rechtsbruch des Königs protestierten.

Gauß war zweimal verheiratet und hatte mit jeder seiner Frauen - "Hannchen" Johanna Elisabeth Rosina Osthoff und "Minna" Friederica Wilhelmine Waldeck - jeweils zwei Söhne und eine Tochter: Joseph, Wilhelmine, Ludwig; Eugen, Wilhelm und Therese. Johanna starb 1809 an den Folgen der Geburt ihres 3. Kindes, keine fünf Monate später starb auch der kleine Ludwig. Minna starb 1831 an den Folgen einer Krankheit. Die ältere Tochter, ebenfalls Minna genannt, hatte sich offenbar bei der Pflege der Stiefmutter infiziert und starb 1840. Gauß selbst starb 1855 in Göttingen. Noch im selben Jahr lies der König von Hannover eine Gedenkmedaille prägen, mit der Gauß als princeps mathematicorum - Fürst der Mathematiker - geehrt wurde.


Carl Friedrich Gauß 1803 und in fortgeschrittenem Alter

Karikatur, die Carl Friedrich Gauß als Student von
Prof. Abraham Gotthelf Kästner zeichnete.
Randtext von Farkas Bolyai.
Carl Friedrich Gauß,
von einem seiner
Studenten gezeichnet.

CAROLUS FRIDERICUS GAUSS - GEORGIUS V REX HANNOVERAE MATHEMATICORUM PRINCIPI

Dem Namen Gauß begegnet man auch im Schulunterricht recht häufig, z.B. im Zusammenhang mit der oben erwähnten Summenformel, beim Gauß'schen Eliminationsverfahren zur Lösung von Gleichungssystemen (auch Additionsverfahren genannt), bei der grafischen Darstellung komplexer Zahlen in der Gauß'schen Zahlenebene, bei der Gauß'schen Glockenkurve in der Stochastik, bei der Fehlerminimierung nach der Methode der kleinsten Quadrate, vielleicht auch beim Gauß als alte physikalische Einheit der magnetischen Flussdichte bzw. Induktion.

Carl Friedrich Gauß hat allerdings zu vielen Teilgebieten der Wissenschaft wesentliche Beiträge geliefert, etwa zur

Mathematik

Astronomie

Geodäsie

Physik

Einige dieser Arbeiten waren am alten 10-DM-Schein angedeutet.

Im Alter von 60 Jahren begann Gauß Russisch zu lernen - um sich geistig fit zu halten. Noch heute gilt Gauß neben seinem Freund Alexander von Humboldt als der Ausländer, der der russischen Wissenschaft und Kultur am nächsten stand. Die Beziehung Gauß-Humboldt wurde zuletzt von Daniel Kehlmann in seinem Buch "Die Vermessung der Welt" literarisch thematisiert.


Gauß-Weber Denkmal in Göttingen
(Gauß sitzend)


Rechenrätsel

Die natürlichen Zahlen sind in Dreiecksform untereinander geschrieben:

          1          
        2   3        
      4   5   6      
    7   8   9   10    
  *   *   *   *   *  
*   *   *   *   *   *

Mit welcher Zahl beginnt die 1777. Zeile?

Hinweis: Gauß hätte die Lösung wohl schon als Volksschüler gewusst ...


Quellen

Bildquellen


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